GRÜNDUNGSZEIT UNTER FRANZ RAAB
Der Ursprung der Musikkapelle Windhag liegt irgendwo in der Zeit um den ersten Weltkrieg. Damals haben sich immer wieder Musikanten aus Windhag, Waidhofen und St.Leonhard zusammengefunden um zu gegebenen Anlässen gemeinsam zu musizieren. In diesem Zusammenhang wird Herr Franz Raab genannt, der als Kapellmeister diese „Windhager Musikanten“ in Vorbildlicher Weise geleitet haben soll.
DIE MUSIKKAPELLE UNTER JOSEF MADERTHANER
Den ersten prägnanten Hinweis auf die Musikkapelle nach dem ersten Weltkrieg findet man in der Pfarrchronik von Windhag: Bei der Auferstehungsprozession im April 1926 waren „Die Gemeindevertretung, Feuerwehr, Musik, weißgekleidete Mädchen, (...)“ vertreten. Die Musikkapelle war zu dieser Zeit eine reine „Gebrauchsmusik“. D. h. sie spielte nur bei Ausrückungen wie Hochzeiten, Begräbnissen und kirchlichen Veranstaltungen in der Pfarrgemeinde. Es ist somit anzunehmen, dass es ab ca. 1926 in Windhag eine Musikkapelle gegeben hat, welche von Herrn Josef Maderthaner als Kapellmeister geführt wurde. Bis nach dem zweiten Weltkrieg, kurz vor seinem Tod am 20. Juli 1950 leitete Josef Maderthaner dann die Musikkapelle Windhag. Auf Basis dieses Eintrages in der Pfarrchronik wurde mit 1926 das Gründungsjahr der heutigen Trachtenmusikkapelle Windhag festgelegt.
DIE MUSIKKAPELLE UNTER FRANZ STIXENBERGER
Die Musikkapelle Windhag musste, wie wahrscheinlich auch viele andere Musikkapellen, ihre musikalische Betätigung während des zweiten Weltkrieges aussetzen, da fast alle Mitwirkenden der Kapelle einrücken mussten. Nach dem Tod des Kapellmeisters Josef Maderthaner am 20. Juli 1950 übernahm Herr Franz Stixenberger dessen Amt. Die Probenarbeit erfolgte eher unregelmäßig vor den div. Auftritten. Die Proben fanden anfangs noch, wie vor dem zweiten Weltkrieg, in den Häusern der verschiedenen Musiker bzw. in den umliegenden Gasthäusern Obermüller, Ladendorfer und Schaumberger statt. Erst Mitte der 1950er Jahre wurde die Probenarbeit ausschließlich in das Gasthaus Schaumberger in Windhag verlegt, wo sie dann bis zum Neubau des Musikheimes 1976 stattfanden.
Die Nachwuchsmusiker wurden auch in dieser Zeit größtenteils privat von Mitgliedern der Musikkapelle ausgebildet, z.B. von Franz Stixenberger, Anton Roseneder, Franz Kastl oder Johann Spindelberger. Da die Instrumente auch nach dem Krieg sehr schwer zu erstehen waren und sich die meisten in Geldnot befanden, wurden im Jahre 1952 im Gasthaus Schaumberger drei Theateraufführungen abgehalten, wovon der Reingewinn der Ortsmusikkapelle zur Verfügung gestellt wurde. Daraufhin wurde dann, da man bis zu diesem Zeitpunkt keine einheitliche Kleidung besaß, 1953 die erste Tracht angeschafft. Sie bestand aus einer schwarzen Hose und einer grünen Jacke. Diese Tracht war dann solange in Verwendung, bis 1962 die Niederösterreichische Tracht gekauft wurde.
Auch zu dieser Zeit war die Musikkapelle noch eine reine „Gebrauchsmusik“, die nur zu Anlässen wie Hochzeiten, Begräbnissen und kirchlichen Veranstaltungen in der Pfarrgemeinde auftrat. Erst ab ca. 1960 begann man langsam, anfangs in St. Ägyd, Frühschoppen zu gestalten. Ab ca. 1965 wurde bei Veranstaltungen, wie z. B. den „Schillerparkkonzerten“, die alljährlich im Rahmen des festlichen Sommers in Waidhofen abgehalten wurden, mitgewirkt.
GRÜNDUNG EINES MUSIKUNTERSTÜTZUNGSVEREINES
Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte des Musikvereins Windhag liegt im Jahre 1972. So wurde am 3. Dezember 1972 im Gasthaus Schaumberger eine erste Versammlung zur Gründung eines Musikunterstützungsvereines abgehalten. Dabei wurde der erste Vereinsvorstand gewählt, welchem Herr Gottfried Schwein als Obmann vorstand. Der Musikunterstützungsverein hatte die Aufgabe, für die finanziellen Rahmenbedingungen zu sorgen sowie auch eine Heimstätte für den Musikverein zu errichten.
Da die Musikkapelle kein eigenes Probenlokal besaß, sondern ständig im Gasthaus Schaumberger ihre Probentätigkeiten verrichten musste, wurde dann in der Jahreshauptversammlung von 19. Jänner 1975 beschlossen, ein eigenes Musikheim zu erbauen. Dieses soll „(...) mit einem Zeughaus der Feurwehr“ zusammen in einem Gebäude untergebracht werden.
Nachdem die baubehördliche Bewilligung „zum Neubau eines Feuerwehr-Zeughauses samt Schlauchturm mit darüber befindlichem Musikheim“ am 19 März 1975 beim Obmann Gottfried Schwein und Engelbert Wagner (Kommandant der FF. Windhag) eingelangt war, wurde eifrig mit dem Bau begonnen. Im Zuge eines dreitägigen Musikzeltfestes, vom 6. bis 8. August 1976, wurde am Sonntag den 8. Aug. 1976 „bei herrlichem Wetter“ ein Bezirksmusikfest abgehalten und das Musikheim durch den Bürgermeister KR Erich Vetter eröffnet.
1996 wurde unter Obmann Johann Kogler am Musikheim ein Zubau errichtet, welcher neue Sanitäreinrichtungen sowie ein vergrößertes Vorhaus erhalten sollte. Unterhalb des Zubaues am Musikheim entstand ein Abstellraum für die freiwillige Feuerwehr Windhag.
Einen Meilenstein in der Vereinsgeschichte stellt sicherlich auch der Neubau des Probenraumes im Jahre 2005 dar. Da die Mitgliederzahl der Musikkapelle weiter stetig anstieg, platzte der damalige Proberaum aus allen Nähten. Dadurch wurde unter dem damaligen Obmann Engelbert Wagner der Neubau eines Probesaales beschlossen. Mit einer damals waghalsigen Investitionssumme und mit ca. 4.500 geleisteten Arbeitsstunden gilt dieses Projekt bis heute als das größte Gemeinschaftsprojekt des Musikvereines welches bei einer feierlichen Einweihung 2006 seiner Bestimmung übergeben wurde.
DIE MUSIKKAPELLE UNTER HERMANN MADERTHANER SEN.
Im Jahre 1973 wurde die Musikkapelle Windhag von Herrn Hermann Maderthaner an der Spitze als Kapellmeister übernommen. Hermann Maderthaner entwickelte die Musikkapelle rasch zu einem hörenswerten Klangkörper weiter. So ist auch die Mitgliederanzahl in seiner Amtszeit von 19 Musikern (1973) auf 51 Musiker (2002) gestiegen.
Überdies hat die Musikkapelle unter Hermann Maderthaner an zahlreichen nationalen und internationalen Wettbewerben teilgenommen und ist sehr oft als Sieger daraus hervorgegangen: z. B. 1977 Rastede (D) Teilnahme an einer Internationalen Musikparade, 1998 in der Slowakei bei einem Blasmusikfestival zu Ehren von Karol Padivy, oder der Konzertwettbewerb 1999 und 2002 in St. Pölten.
Auch das Notenmaterial hat sich unter Hermann Maderthaner entscheidend verändert: Außer Walzern, Polkas und Ländler, wie sie vor 1965 gespielt worden sind, beinhaltete ab sofort das Notenarchiv der Musikkapelle Konzertstücke wie z. B. Feierlicher Einzug, Banditenstreiche, Einzug der Gäste auf die Wartburg, Ouvertüren (z. B. Ouvertüre Solennelle 1812, Die diebische Elster), Solostücke (z. B. Der alte Dessauer, Der Barbier von Sevilla, Die Teufelszunge), Potpourris, Festmusiken (z. B. Wiener Philharmoniker Fanfare), Choräle und Messen.
DIE PERSON HERMANN MADERTHANER SEN.
Hermann Maderthaner wurde am 17 März 1943 in Windhag als fünftes Kind der Eltern Agnes und Josef Maderthaner geboren. Mit fünf Jahren sang er bereits mit seinem Bruder zweistimmige Lieder, die zum Teil von seinem damaligem VS-Lehrer Kerschbaum einstudiert wurden. Bereits im Jahre 1949 gab er und sein Bruder beim Besuch des Bundeskanzlers Leopold Figl im Hotel Inführ in Waidhofen/Ybbs ihre Lieder zum Besten.
Das erste von mehreren Musikinstrumenten, die Violine, erlernte er anfangs bei Herrn Herold aus Waidhofen/Ybbs und wechselte später zu Herrn Hornbacher.
Sein Firmpate Franz Stixenberger, der damalige Kapellmeister der Musikkapelle Windhag, erfüllte ihm seinen sehnlichen Wunsch, das Flügelhornspiel zu erlernen und erteilte ihm Unterricht. Sehr bald erkannte Franz Stixenberger das große musikalische Talent von Hermann Maderthaner und setzte ihn schon nach einem Jahr Unterricht, mit 15 Jahren, bei der Trachtenmusikkapelle ein. In derselben Zeit bekam er von Pfarrer GR Franz Olischer Orgelunterricht auf dessen altem Harmonium.
Mit 18 Jahren wurde er dann zum Militärdienst nach Mautern einberufen, wo er bei der Niederösterreichischen Militärmusik seinen Dienst als Soloflügelhornist versah.
In seiner Funktion als Kapellmeister verstand es Hermann Maderthaner, durch seine musikalische Begabung viele junge Menschen für die Musik zu begeistern und so eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu vermitteln. Seine Vielseitigkeit und Bescheidenheit, sei es als Musiker, Komponist und Arrangeur, als ehemaliger erfolgreicher Kapellmeister der Trachtenmusikkapelle Windhag, Gründer des Gesangstrios Maderthaner, als Leiter der ehem. "Stritzlöder Buam" und des Kirchenchores, als Pfarrgemeinderat und über 60 Jahre Organist in Windhag, als Mitglied des Dorferneuerungsvereines und der freiwilligen Feuerwehr, als Waidmann und Bauer auf seinem elterlichen Hof "Stritzlöd" macht ihn bis heute zum beliebten Menschen, welcher mittlerweile weit über unsere Dorfgrenzen hinaus bekannt ist.
Hermann Maderthaner war nie ein Mensch, der sich in den Vordergrund drängte aber immer durch seine Leistungen im Mittelpunkt stand, aufbauend auf vier wesentliche Säulen in seinem Leben: Familie, Freiwilligkeit, Kultur und Verantwortung.
So gab es im März 2023 zu seinem 80igsten Geburtstag ein Jubiläumskonzert, wobei ein ihm gewidmetes Buch der Volkskultur Niederösterreich in Zusammenarbeit mit Prof. Walter Deutsch, unter dem Titel „Hermann Maderthaner – Bauer – Musiker – Komponist – Kapellmeister“ präsentiert wurde. Dieses sehr persönliche Werk schreibt sein Leben, sowie Lebenswerk rund um die Musik, sehr entsprechend und im kleinsten Detail nieder.
Bis heute ist Hermann Maderthaner immer noch leidenschaftlicher Flügelhornist und auch aktiver Musikant bei der Musikkapelle Windhag.
DIE MUSIKKAPELLE UNTER THOMAS MADERTHANER
2003 übergab Hermann Maderthaner die Leitung der Kapelle an seinen Sohn Thomas Maderthaner. Dieser übernahm diese für Ihn ehrenvolle Aufgabe mit vollem Engagement. Er bildetet sich im Dirigentenhandwerk stetig und sehr professionell weiter, wodurch er auch der Musikkapelle Windhag wiederum neue Wege arrangierte. Sehr schnell wurde so die Begeisterung zur "Symphonischen Blasmusik" entdeckt. Es wurde immer wieder neue Literatur ausprobiert, geprobt und aufgeführt. Dieses Genre hat die Musikkapelle Windhag sicherlich in Ihrer Entwicklung weiter gefördert und einen neuen Klangkörper entstehen lassen. Nichts desto trotz wird aber auch die traditionelle Blasmusik mit Märschen, Polkas, Walzern, … weiters unter Thomas Maderthaner sehr bewusst und mit viel Begeisterung gepflegt.
Heute zählen sämtliche kirchliche Ausrückungen, ein Frühjahrskonzert, zwei Konviktgartenkonzerte im Sommer sowie ein Kirchenkonzert im Herbst zum musikalischen Jahresablauf. Bei den jährlichen Marsch- und Konzertwertungen können immer wieder hervorragende Ergebnisse erreicht werden.
Ein durchschnittliches Vereinsjahr beläuft sich aktuell auf ca. 90 Ausrückungen (inkl. Probenarbeit).
Mitlerweile beträgt der aktive Musikerstand derzeit 81 Musiker:innen (31 weiblich und 50 männlich).
Ein großes Augenmerkt liegt auch auf der Aus- und Weiterbildung der Jungmusiker, welche durch die beiden Jugendreferentinnen bestens betreut werden. Bei verschiedensten Aktivitäten wie Spielenachmittage, Jungmusikerwochende, Auftritte in kleinen Gruppen, werden die jüngsten „spielerisch“ und mit viel Spaß an das Vereinsleben herangeführt. Insgesamt sind zur Zeit 27 Jungmusiker für die Musikkapelle Windhag in Ausbildung.
Unter der Leitung von Thomas Maderthaner gewann die Trachtenmusikkapelle Windhag die NÖ Landeswertungsspiele 2009, 2012, 2015 und 2024. Auf Bundesebene konnte 2011 der 3., und 2017 der 2.Platz erreicht werden.